Rumänisches Parlament beschließt das massenhafte Töten von Straßenhunden
Bürgermeister von Sibiu bezeichnet Massentötung als „Barbarei"
Tierschutzzentrum, 12. September 2013. Unbeeindruckt von internationalen Protesten hat das Rumänische Parlament am Dienstag beschlossen, dass Straßenhunde per Gesetz getötet werden dürfen. 266 Parlamentarier sprachen sich damit für die landesweite Tötung herrenloser Hunde aus, 23 stimmten gegen das zu verabschiedende Gesetz, 20 Politiker enthielten sich.
Das Gesetz sieht vor, die von Hundefängern in die Hundelager gebrachten Tiere nach einer Frist von 14 Tagen zu töten, wenn sich kein Adoptionswilliger (oder Besitzer) meldet. Gleichfalls können die Bürgermeister in ihren Ortschaften und Gemeinden die Tötung aller herrenlosen Tiere verfügen, wenn ihnen die Mittel zum Unterhalt eines Tierheims oder der (tiermedizinischen) Versorgung der Hunde fehlen.
Wenige Tage vor der Entscheidung des Parlaments hatte der Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt) in einer Pressekonferenz die bis dahin noch zur Disposition stehende Massentötung der Straßenhunde als „Barbarei" bezeichnet. Weiter sagte Klaus Johannis, der auch der erste stellvertretende Vorsitzende der Nationalliberalen Partei (PNL) ist:
„Meiner Meinung nach ist die von uns im Jahr 2008 gestartete Methode der richtige Weg, der aber mehrere Jahre dauert. Wir haben beschlossen, ein spezielles Zentrum für Straßenhunde zu bauen und haben einen öffentlichen Dienst hierfür geschaffen. Die Hunde werden in der Stadt eingefangen, zum Zentrum gebracht, wo sie kastriert und von Parasiten befreit werden; dann stehen sie den Hermannstädtern zwecks Adoption zur Verfügung. Nach dieser gesetzlich vorgesehenen Zeit werden die nicht vermittelten Hunde wieder in der Stadt ausgesetzt, ins Viertel, woher sie stammen. So wird die Vermehrung stark reduziert, und mit der Zeit wird diese Gattung der Straßenhunde vollständig aus dem Stadtbild verschwinden (...)".
Dass die Regierung in Bukarest in diesen Tagen die gesetzlich legalisierte Tötung aller Hunde festschreibt, geht auf den tragischen Tod eines Kindes am 2. September zurück. Doch entgegen der ersten Darstellung, der vierjährige Junge sei durch aggressive Hunde zu Tode gekommen, mehren sich im In- und Ausland die Zweifel. Wie in Deutschland lebende Rumänien von ihren Familien aus Bukarest erfahren, könne es sich ebenso um ein Verbrechen handeln, um dessen Aufklärung sich kein Politiker bemühe.
„Rumänien ist Mitglied der Europäischen Union", sagt die bmt-Vorsitzende Petra Zipp, „und verstößt mit diesem Gesetz, das die Massentötung aller herrenlosen Tiere legalisiert, gegen EU-Tierschutzrichtlinien und im Übrigen auch gegen sein eigenes Tierschutzgesetz. Wir erwarten von der Europäischen Kommission, dass sie auf diesen erneuten Verstoß gegen EU-Recht angemessen reagiert", so Petra Zipp und weist auf den zurückliegenden Skandal um falsch deklariertes Pferdefleisch hin, mit dem Rumänien Verbrauchertäuschung in großem Stil betrieb.
Der bmt führt seit vielen Jahren Kastrationsprogramme in Rumänien durch und unterstützt engagierte Bürgermeister und Privatpersonen, die sich für einen humanen Umgang mit Straßenhunden einsetzen und Kastrationsaktionen durchführen. „Tierschutz", so Petra Zipp weiter, „ist eine Hilfestellung für die gesamte Bevölkerung und besonders auch für die Kinder. Die junge Generation darf nicht in einem Land aufwachsen, in dem brutale – und wie derzeit in Bukarest stattfindend – grausamste Ausschreitungen gegen Lebewesen öffentlich toleriert werden. Augenzeugen berichten uns von einer unermesslichen Gewaltwelle gegen die Tiere – sie werden lebendig verbrannt, überfahren, totgeschlagen etc. – und das vor Augen der Kinder. Das wird schlimmste Auswirkungen haben.
"Quelle: https://www.bmt-tierschutz.de"